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French Open: „Steirermen san very good” – auch Misolic nach 0:2 in Sätzen weiter

Damit stehen beide ÖTV-Asse im Hauptfeld des Grand-Slam-Turniers in Paris in der zweiten Runde.
Verfasst von: Manuel Wachta, 27.05.2024
© GEPA pictures / Patrick Steiner
Filip Misolic

„Steirermen san very good“ heißt es nicht bloß in einem berühmten Volksmusik-Lied von „Die Stoakogler“, sondern dies bestätigt sich in diesen Tagen auch bei den French Open in Paris. Denn nach Sebastian Ofner am Sonntagabend ist jetzt auch dessen steirischer Landsmann Filip Misolic trotz eines 0:2-Satzrückstands in die zweite Runde eingezogen. Der 22 Jahre alte Grazer (ATP 243) bezwang am späten Montagabend bei seiner Grand-Slam-Hauptbewerbspremiere den finnischen Lucky Loser Otto Virtanen (ATP 156), nach 3:20-stündigem Kampf, mit 4:6, 4:6, 6:3, 6:4, 6:2. Hiermit fordert er zu Fronleichnam am Donnerstag den an 23 gesetzten Argentinier Francisco Cerúndolo (ATP 27), gegen den er beim bis dato einzigen Duell bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle 2022 eine 3:6,-3:6-Niederlage kassiert hatte. Schon am Mittwoch hat Vorjahresachtelfinalist Ofner seinen zweiten Auftritt. Der St. Mareiner (ATP 45) kennt jetzt auch seinen Kontrahenten: Es geht wie erwartet gleichfalls gegen einen Argentinier, den an 20 gereihten Kitzbühel-Champion Sebastián Báez (ATP 20), der den brasilianischen Qualifikanten Gustavo Heide (ATP 174) ebenso in fünf Sätzen eliminierte. Am Dienstag ist lediglich Sam Weissborn im Doppel im Einsatz: Der Wiener trifft mit dem Monegassen Romain Arneodo zum Auftakt auf Luke Johnson (Großbritannien) und Skander Mansouri (Tunesien).

Auch 0:4-Rückstand im 4. Satz gedreht

„Es ist ein Riesenmoment, das Gefühl ist unglaublich. Ich glaube immer noch nicht, dass ich im Hauptbewerb stehe“, hatte Misolic bereits nach den drei geschafften Aufgaben in der Vorausscheidung gegenüber ServusTV gesagt. Virtanen hatte hingegen nach seinem Zweitrunden-Coup gegen das ÖTV-Aushängeschild Dominic Thiem im Qualifikationsfinale verloren, war aber nach der verletzungsbedingten, kurzfristigen Absage des Australiers Christopher O’Connell (ATP 68) noch ins Hauptfeld nachgerückt, sein zweites auf Grand-Slam-Ebene nach den US Open 2023. Über zwei Sätze lang spielte er dort ganz groß auf, war der gleichfalls 22-Jährige der aktivere, stärkere Spieler, dessen Mut zum Risiko sich bezahlt machte. Misolic musste indes gleich nach 40:30 seinen Aufschlag hergeben und fand keine Chancen vor, in den ersten Satz zurückzukommen. In den zweiten Durchgang startete er mit dem Break zum 2:0 zwar weit besser, doch nach dem sofortigen Rebreak und zwei vergebenen Möglichkeiten zum 3:1 brockte ihm ein weiterer Serviceverlust bei 4:4 in weiterer Folge den 0:2-Satzrückstand ein. Und als Misolic im dritten Abschnitt ein erstes Break zum 1:2 hinnehmen musste, schien die Partie schon einem schnellen Ende entgegenzugehen. Doch der Kitzbühel-Sensationsfinalist von 2022 hatte andere Pläne – und lieferte ein fulminantes Comeback.

Hatte Virtanen in den ersten zwei Sätzen 13 seiner letztlich insgesamt 17 Asse serviert und lediglich einmal seinen Aufschlag abgegeben, so gelang es Misolic, den Skandinavier plötzlich dreimal in Serie zu breaken. Da konnte er sich auch ein kassiertes Rebreak zum 4:3 leisten. Als „Miso“ nach gewonnenem drittem Satz im vierten Durchgang gar mit 0:4, samt 30:0 für Virtanen bei dessen Service, ins Hintertreffen geriet, schien es um ihn nun geschehen. Doch der Neo-Schützling des kroatischen Davis-Cup-Kapitäns Velimir Zovko konterte mit dem Rebreak zum 1:4, hielt seinen Aufschlag nach einem 30:40-Rückstand, breakte Virtanen nach dessen 40:15-Führung erneut zum 3:4 und war mit einem Schlag nicht nur zurück im Match, sondern gewann gar zunehmend die Oberhand. Misolic wurde immer schlagsicherer und mutiger und brillierte am Netz (22 von 28 Punkten gewonnen), ganz im Kontrast zu Virtanen (nur 17 von 37 Punkten gewonnen). Mit einem imposanten Finish brachte er auch den vierten Abschnitt ins Ziel und machte in der Entscheidung da weiter, wo er aufgehört hatte. Misolic wirkte nun auch fitter als sein Gegenüber, breakte zum 2:1 und nach Chancen auf beiden Seiten nochmals zum 5:2 und servierte daraufhin auf dem Court 11 der Anlage am Bois de Boulogne zu null zu seinem ersten Grand-Slam-Hauptbewerbssieg aus.

Zurück unter den Top 200

Mit dem erneuten Erfolg erhöhte Misolic nicht nur seinen bisher größten Preisgeldscheck von 73.000 auf 110.000 Euro, sondern sicherte sich auch weitere 40 ATP-Punkte für die Weltrangliste. Mit den gesamt erspielten 75 Zählern wird er nunmehr auch unter die Top 200 zurückkehren, im Liveranking nimmt er derzeit Platz 184 ein. Gegen Cerúndolo geht es nochmal um 48.000 Euro Preisgeld sowie 50 Punkte, die ihn bis unter die besten 160 bringen könnten. Doch zunächst muss „Miso“ wohl noch seinen Auftaktsieg verarbeiten. „Ich weiß selbst nicht, was ich sagen soll“, stammelte er nach seinem neuerlichen Coup gegenüber ServusTV. „Natürlich muss ich jede Minute im Match daran glauben, egal wie es vom Ergebnis steht. Ich wusste, dass es nach 0:2 in Sätzen hart wird, aber dass noch nichts verloren ist. Ich habe gesehen, dass ich es schaffen kann.“ Und bewies dies beim ersten Duell mit Virtanen auch eindrucksvoll. Bereits die überstandene Qualifikation fürs Hauptfeld hatte für Misolic bei einem Grand-Slam-Turnier ein wahres Novum dargestellt. Doch sein Pariser Traum sollte noch weitergehen.

| GEPA pictures / Patrick Steiner

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