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French-Open-Traum von Ofner geht trotz weiterer starker Leistung zu Ende

Der ÖTV-Profi unterliegt im Pariser Achtelfinale einem überragenden Stefanos Tsitsipas in drei Sätzen.
Verfasst von: Manuel Wachta, 04.06.2023
© GEPA pictures / Francois Asal
Sebastian Ofner (links) musste Stefanos Tsitsipas den Vortritt ins Roland-Garros-Viertelfinale lassen.

Es waren zwei Superwochen, die Sebastian Ofner bei den French Open in Paris erleben durfte. Mit sechs Siegen in Folge hatte sich der 27-Jährige aus der Qualifikation heraus mit teils sensationellen Leistungen in sein erstes Grand-Slam-Achtelfinale gespielt. Und auch dort hat sich Österreichs aktuelle Nummer zwei ganz hervorragend verkauft. Doch eine weitere starke Vorstellung war dieses Mal nicht gut genug: Der French-Open-Traum des St. Mareiners hat am späten Sonntagabend gegen einen phänomenal aufspielenden Stefanos Tsitsipas ein Ende genommen. Der Steirer (ATP 118) musste sich dem auf fünf gesetzten Griechen (ATP 5) nach 1:48-stündiger Gegenwehr mit 5:7, 3:6, 0:6 geschlagen geben, womit auch das letzte ÖTV-Ass in den Erwachsenenbewerben von Roland Garros 2023 ausgeschieden ist.

Ofner nimmt aus Frankreichs Hauptstadt neben der erfreulichen Erkenntnis, sich vor der absoluten Spitze des Herrentennis nicht verstecken zu müssen, 240.000 Euro Preisgeld sowie 180 ATP-Punkte mit. Dank Letzterer wird ihm in der Weltrangliste am 12. Juni ein bedeutender Sprung nach vorne gelingen. Er wird sein derzeitiges Career High um bis zu 38 Positionen drücken, im ATP-Liveranking belegt er momentan Platz 80. Dadurch blüht ihm nach dem Rasenklassiker in Wimbledon die Chance auf direkte Hauptfeldteilnahmen bei den Grand-Slam-Turnieren und den meisten ATP-250-Events. Zudem wird er die neue Nummer eins von Österreich im ATP-Ranking, wenn Dominic Thiem nächste Woche beim ATP-125-Sandplatz-Challenger in Heilbronn (Deutschland) nicht zumindest das Endspiel erreichen sollte.

Tsitsipas nur am Anfang kalt erwischt

Ofner hatte im bisher einzigen Duell mit Tsitsipas, im Oktober 2017 beim ATP-250-Event in Antwerpen im Qualifikationsfinale, mit 7:6 (7), 4:6, 4:6 verloren. Auch diesmal brillierte der Schützling aus der ATC-Akademie von Wolfgang Thiem auf einem gut gefüllten Court Suzanne-Lenglen speziell im ersten Durchgang, vor den Augen seiner Eltern, von Touring Coach Stefan Rettl, dem ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer, ÖTV-Jungstar Joel Schwärzler und Co. Ofner erwischte seinen Kontrahenten zunächst sogar auf dem falschen Fuß, startete gleich mit einem Break und führte mit 2:0 und 3:1. Ein zu fehlerhaftes Game brachte den Serviceverlust zum 3:3, aber der Steirer erarbeitete sich im nächsten Spiel die nächste Breakchance, die Tsitsipas jedoch mit einem fulminanten Vorhand-Longline-Passierball aus der Bedrängnis heraus sehenswert abwehren konnte. Es sollte Ofners letzter Breakball in der Partie werden.

Tsitsipas fand jetzt immer mehr in seinen Rhythmus, beging fast keine Eigenfehler mehr und setzte Ofner besonders mit seiner Vorhand vermehrt unter Druck, ging wie gewohnt oft und meist erfolgreich ans Netz nach. Bei 4:5 konnte Ofner noch drei Satzbälle höchst nervenstark abwehren, mit teils krachenden Vorhand-Punktschlägen, doch nach einigen knappen Outbällen setzte es letztlich bei 5:6 das entscheidende Break. Auch im zweiten Satz hielt der Österreicher bestens mit, wovon 100 Prozent gewonnene Punkte über das erste Service (bei allerdings bloß 37 Prozent ersten Aufschlägen im Feld), immerhin zehn Winner bzw. lediglich sieben unerzwungene Fehler zeugten. Tsitsipas glückte jedoch das Kunststück, im gesamten zweiten Abschnitt stolze 88 Prozent erste Aufschläge ins Feld zu bringen und gar keinen einzigen unnötigen Eigenfehler (!) zu begehen.

Trotz Aus: „Unmenschliche zwei Wochen“

Die einzige Breakgelegenheit im zweiten Durchgang nützte Tsitsipas im sechsten Game zur Vorentscheidung. Der Champion der ATP Finals 2019, Finalist der French Open 2021 und Australian Open 2023 spielte sich danach in einen Lauf, blieb vor allem bei eigenem Service nahezu völlig unantastbar, überzeugte im dritten Satz aber auch zunehmend als Rückschläger. Sogar ein Ehrengame blieb Ofner, bei dem die Kräfte nach anstrengenden Wochen verständlicherweise schwanden, letztlich verwehrt, obwohl sein Kampfgeist bis zum letzten Punkt stimmte. Nach dem dritten Matchball musste er Tsitsipas schließlich zum Erfolg beglückwünschen. Dieser wiederum gratulierte beim Interview auf dem Platz auch Ofner und befand: „Er hat sein Bestes versucht, viele Bälle reingespielt und es mir schwer gemacht.“

Ofner sprach nach dem Match von „unmenschlichen zwei Wochen“. Diese hätten jedoch starke Spuren hinterlassen: „Heute war das größte Problem, dass ich einfach körperlich nicht mehr hundert Prozent da war“, erklärte er. „Es ist generell, gegen so einen Spieler, richtig schwierig. Aber wenn ich wirklich ein gutes Match spiele und hundertprozentig fit bin, kann ich so einen mit meinem Spiel sicher ärgern“, nahm er als Erkenntnis mit. Doch „die dritte Runde, mit den fünf Sätzen, habe ich schon ziemlich gemerkt. Ich habe alles versucht, vielleicht einen Satz zu machen. Im ersten Satz war eine kleine Chance, sonst war nicht viel zu machen“, befand er. Nun möchte er „ein paar Tage runterkommen, das verarbeiten, genießen und dann wieder mit dem Training starten.“ Weitergehen soll es in der Rasensaison ab dem 18. Juni mit dem ATP-125-Challenger in Ilkley (Großbritannien), danach steht die Wimbledon-Qualifikation auf dem Plan.

Hier alle Ergebnisse der French Open in Paris.

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